Goldwaage fein geeicht!?

Oder: "Legen Sie jedes Wort auf die Goldwaage?"
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Nicht?
Und weshalb nicht?
Weil es ganz schön übertrieben ist, wenn man jedes Wort auf die Goldwaage legt!
Deshalb!
Ist das wirklich so?

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Goldwaagen gelten als besonders empfindliche Messinstrumente. Beim Sprechen ist es also sehr wichtig, dass die Waage die "exakte Menge" misst, damit beide Gesprächspartner eine gemeinsame Gesprächsbasis haben. Das geht natürlich nur, wenn beide ihre Worte mit sehr viel Bedacht wählen. Wenn beide der "exakten" Bedeutung der Worte gewahr sind. Sie eben diese auf die Goldwaage legen.
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Heute benutzen wir die Redewendung, wenn wir der Meinung sind, dass jemand die Worte des Gesprächspartners viel zu ernst nimmt. Wenn der Angesprochene die Worte sehr genau nimmt, vielleicht sogar "beleidigt" ist, so wird man ihm im Nachhinein sagen: „Leg doch nicht jedes Wort auf die Goldwaage!“, "So habe ich es doch nicht gemeint!"
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"Wie hast Du es denn gemeint.?"
"Und weshalb legst du selbst nicht deine Worte auf die Goldwaage."
"Wieso wählst du deine Worte nicht selbst mit Bedacht?"
"Wieso sagst du es nicht gleich, genau so, WIE du es gemeint hast?
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Es gibt wahrscheinlich in keinem anderen Bereich so viele Missverständnisse wie in der Sprache.

  • So gehen wir grundsätzlich von der Überzeugung aus, dass wir wissen, was jedes einzelne Wort für JEDEN bedeutet.
  • Die eine Person sagt etwas, die andere reagiert.
  • Und dann fragt man sich: „Wieso endet das so oft in Missverständnissen, Streitereien?“.
  • Nun, das, was der Gesprächspartner versteht, stimmt längst nicht immer mit dem überein, was tatsächlich gesagt oder gar gemeint ist.
  • Denn jeder Mensch nimmt Botschaften durch einen individuellen Filter in seinem Bewusstsein wahr.
  • Er interpretiert Inhalte nach seinem eigenen Schema und bewertet sie aufgrund seiner persönlichen Erfahrung.

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Genau so entstehen Missverständnisse!
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Beispiele?
Bitte!
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Disziplin, Verantwortung, Einsatz, Vertrauen, Kompromiss, Respekt, Empathie, Autorität, Konflikt, Problem, „bis auf“, ...
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Schon einmal darüber nachgedacht was jedes obige Wort für Bedeutungen hat?
Natürlich nicht.
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Ein Beispiel zum Besseren Verständnis:
"Ich habe alle Alben dieser Band, bis auf das Letzte!" - Wieviele Alben dieser Band habe ich? (Bin gespannt auf die Antwort).
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Selbst das Sprichwort "Alles auf die Goldwaage legen" hat mehrere Bedeutungen. Je nachdem, welche Position wir einnehmen.
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jedes Wort auf die Goldwaage legen. Bedeutungen:
[1] übertrieben genau auf die Bedeutung jedes Wortes achten, alles wörtlich nehmen.
[2] seine Äußerungen sehr vorsichtig formulieren.
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Die meisten Menschen sehen sich bei [1].
Weil sie nichts anderes kennen. Ja, weil sie auch nichts anderes kennen lernen wollen! Ja, nicht wollen! Das würde "Reflektion" bedeuten. Sich die Mühe machen, selnst über etwas nachzudenken! Es ist jedoch viel einfacher mit dem Finger auf andere zu zeigen!
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Ich gehöre zu [2]. Und ich gehe noch weiter, denn meine Goldwaage ist sehr fein geeicht. Da steht "vorsichtig" formuliert. Was um Himmels Willen bedeutet jetzt auch noch "vorsichtig" in diesem Zusammenhang. Tja, es gibt einige Bedutungen zu vorsichtig. Ich bin jedoch überzeugt davon, dass Menschen in der Lage sind, Zusammenhänge selbst herzustelle. Wenn nicht, weil man vllt. zu [1] gehört, gibt es
noch die Möglichkeit des Nachfragens!
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Egal auf welcher Seite man steht, Sprecher oder Angesprochener, wenn beide Seiten ihre Worte sehr wohl auf die Goldwaage legen würden, würden so manche Missverständnisse "im Keime erstickt werden".
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Der eine wählt seine Worte (vorsichgitg) mit Bedacht. Und der andere, kann die Worte des Anderen durch seinen "Goldwaage" filtern und so im Vornherein "Missverständnisse" ausräumen/vermeiden. Weil er die Bedeutungen der Wörter kennt und so in einen Zusammenhang bringen kann. In einen "neutralen" Zusammenhang.
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Und zuguter Letzt, steigert es ganz schon das Selbstbewusstsein und das
Empathieverständnis.
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Ein Beispiel zum besseren Verstehen.
In einer Unterhaltung mit einem Vertriebler, MarketingMenschen, erzählte ich, dass ich das eine oder andere nicht kann.
Seine Antwort war:"Warum sagst du so etwas? Ist es nicht so, dass du dich dadurch ÜBER den anderen stellst?"
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Da ich zu [2] gehöre, sagte ich ihm:"Nö, so ist es nicht. Ich stelle mich nicht ÜBER einen anderen. Ich kann so gar nicht denken. Wieso denkst du so? Ist es nicht eher, dass du dich dadurch über 'mich" stellen willst?"
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STILLE
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Nach einer Weile, sagte er zu mir:"Ich glaube du hast Recht! Ja, du hast Recht. Ich sehe mich tatsächlich in deinen Worten gespiegelt."
Ich: "Ich möchte nicht Recht haben. Mache es einfach in der Zukunft nicht mehr!"
Wir konnten offenbar BEIDE unsere Worte "abwiegen".
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Haben Sie schon einmal zu Ihrem Kind "Ich liebe dich!" gesagt?
Ja?
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Lassen Sie s einfach sein!
Was hat Ihr Kind davon?
Sagen Sie doch ihrem Kind, WESHALB SIE ES LIEBEN! - Ist das nicht eine ganz andere Qualität in der Aussage.
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Um das aber sagen zu können, ist es verdammt wichtig seine Gefühle zu spüren und benennen zu können. Und das geht "nur" wenn man diese auf die "innere Goldwaage" legen KANN!
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„Du wägest dein Gold und Silber ein, warum wägest du nicht auch deine Worte auf der Goldwaage?“ Martin Luther wies folglich die Menschen darauf hin, verantwortungsvoller mit ihrer Wortwahl umzugehen.
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Oder mit meinem Urgroßvater Sokrates zu sprechen:
"Wenn das, was du mir das erzählen willst, weder erwiesenermaßen wahr, noch gut, noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit!"
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Wenn jemand "jedes" Wort auf die Goldwaage legt, bedeutet es weder
"Beleidigung" nach Besserwisserei. Es kann durchaus bedeuten, dass er unsicher ist und dir die Chance gibt mit ihm gemeinsam "DIE" Lösung zu finden.
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"Aber, Kritias, du dringst in mich, als behauptete ich, das zu wissen, wonach ich frage, und als könnte ich also, wenn ich nur wollte, gleich dir beistimmen. So verhält es sich aber nicht, sondern ich untersuche erst mit dir, was jeweils vorliegt, weil ich es selber nicht weiß. Denn nicht als wüsste ich es, sage ich, was ich sage, sondern ich suche gemeinschaftlich mit euch, sodass, wenn mir derjenige etwas zu sagen scheint, der mir widerspricht, ich es zuerst einräumen werde." - Sokrates

MEINE GOLDWAAGE IST SEHR "SENSIBEL" GEEICHT!
(c) georg mouratidis

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