Respekt ist nicht gleich Respekt!

 Über Respekt lässt sich trefflich   „streiten“. Oder auch nicht!
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 Es gibt so viel Geschriebenes und  ich könnte mindestens genau soviel schreiben.
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Sie haben sicherlich folgende Aussagen gehört:

• „Du bist respektlos“
• „Respekt muss man sich verdienen“
• „Wenn du mich respektierst, dann respektiere ich dich auch.“
• „Ich möchte gesiezt werden, weil das respektvoll ist.“
• u.v.m.
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Kann man – und auch Frau – sich Respekt überhaupt verdienen?
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Ist es Respekt, nur weil ich dich „sieze“?
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Hier ein – aus meiner Sicht – erschreckendes Beispiel zu Respekt:
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"Ich erwarte, dass mich Schüler und Schülerinnen ab vielleicht 8 Jahren siezen. Kindergartenkinder dürfen mich mittlerweile mit Julian ansprechen. Früher neigte ich zu Herrn xyz und dem Du. Und ja, natürlich ERWARTE ich, dass mich meine Kunden und ihre Familienangehörige zu Beginn siezen. Alles andere fände ich seltsam, unter Umständen sogar respektlos."
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Herausfordernd fand ich, sich endlich das Wort „Respekt“ einmal näher anzuschauen.
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Aus etymologischer Sicht (vgl. Matschiner 1998, 525) findet man eine
französische und eine lateinische Wurzel (frz.: réspect bedeutet soviel wie Achtung, Hochachtung, und die lateinische Bedeutung mit respectare trägt die Bedeutung von Rückblick, Rücksicht).
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Betrachtet man diese beiden etymologischen Herleitungen näher, so fällt auf, dass es sich hierbei um ZWEI unterschiedliche Bedeutungszugänge handelt.
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– Achtung bzw. Hochachtung beinhaltet stärker eine Art Ehrerbietung, im Sinne von Achtung vor einer höheren AUTORITÄT. Dies beschreibt mehr die einseitige Form der Achtung, insofern dass etwas oder jemand geachtet wird, weil er, sie oder es größer, stärker oder mächtiger ist als man selbst.
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In diesem Zusammenhang ist hier eher das Verständnis im Sinne von
EINSEITIGEM Respekt gemeint.
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Einen anderen Bedeutungszusammenhang liefert die lateinische WortWURZEL.
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Der "Rückblick" oder die "Rücksicht" kann zweierlei bzw. sogar dreierlei Richtungen zeigen:
• Den Blick auf den anderen oder
• den Blick auf sich selbst bzw.
• den Blick auf sich selbst durch den Spiegel des anderen.
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Bezeichnend für diese Blickrichtung ist, dass der Blick nicht nach oben gerichtet ist, sondern zurück, d.h. auf den Menschen, der mir gegenüber steht, sich mit mir auf einer Ebene befindet.
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So trägt das Wort Respekt zwei Aspekte in sich.
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Einmal einen einseitig ausgerichteten, im Sinne von jemanden achten, weil er mächtiger ist oder bestimmte herausragende Eigenschaften besitzt, die es zu achten gilt.

Der andere Aspekt beschreibt mehr die wechselseitige Form von Respekt, welche über die Achtung hinausgeht, da sie das Rücksichtnehmen auf jemanden beschreibt, welches nicht nur auf dessen Macht oder Größe, herausragenden Eigenschaften oder Fähigkeiten beruht.

Um diese Form des Respekts soll es im Folgenden gehen.

Dies ist DIE Definition von Respekt, der ich mich anschließen möchte.
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Darüber hinaus denke ich, Respekt kann nicht eingefordert werden.
Respekt kann nur gegeben werden.
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„ICH respektiere DICH, weil du bist.“
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Noch weiter aus-einander-genommen, besteht das Wort aus der Vorsilbe re=wieder und spectere=schauen.
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Also „wieder anschauen“.
Jemanden wieder anschauen.
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Das bringt mich direkt zum wichtigsten Grundbedürfnis der Menschen: "Gesehen zu werden".
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Wenn du also sagst „Ich möchte respektiert werden!“, meinst du, dass du mit deinen Gefühlen und Bedürfnissen gesehen werden willst.
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DAS IST EMPATHIE!
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Wir wünschen uns, dass unser Gegenüber nachvollziehen und verstehen kann, wie es uns geht.
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Wir möchten, dass unsere Werte Raum haben und dass unsere Bedürfnisse an-erkannt werden.
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Das alles ist in dem kleinen Wort "Respekt" verpackt.
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Daraus schließt sich für uns die Frage an: "Was können wir tun, dass wir in unseren Gefühlen und Bedürfnissen von anderen gesehen werden?"
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Was trägt dazu bei, dass unsere Bedürfnisse Raum finden und an-erkannt werden?
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Die Antwort ist: VORLEBEN!
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Und weil das Vorleben keine Sicherheit ist, bleibt uns weiterhin die Aufgabe, uns selbst wahrzunehmen, unseren eigenen Bedürfnissen Raum zu geben und uns mit unseren Bedürfnissen an-zuerkennen – uns selbst gegenüber respektvoll zu sein.
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DENN RESPEKT BEGINNT BEI EINEM SELBST!
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"Mein Bester, vergiß nicht, dich selbst zu erkennen, und mache nicht den Fehler, den die meisten Menschen machen! Denn die meisten sind darauf aus, vor den Türen anderer zu kehren und kommen nicht dazu, vor ihrer eigenen zu kehren. Versäume also dieses ja nicht, sondern bemühe dich vielmehr, auf dich selbst zu achten." (Xenophons Erinnerungen an Sokrates)

Sokrates war der Meinung, alle "Fehlgriffe" gegenüber seinen Mitmenschen sind auf eine Unter- oder Überschätzung der eigenen Person zurückzuführen.
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Wenn wir es also schaffen, uns selbst zu erkennen, so erkennen wir auch unser Gegenüber. Erst wenn ich in der Lage bin mich selbst zu respektieren, erst dann kann ich auch andere respektieren. (Nächstenliebe beginnt bei der Selbstliebe)
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Bist du weiterhin der Ansicht, Respekt muss man sich verdienen?

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KOMMENTARE ERWÜNSCHT 
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Grüßle Georg
Dein Begleiter|nicht dein Berater
www.seiderdubist.de

Kommentare

  1. Also, ich stimme dir da zu, dass die zweite, die lateinische definition die "richtige" Definition ist und die französische definition der hochachtung nicht wirklich respekt ist durch die einseitigkeit, aber was ich auch ganz wichtig finde, was am schluss deines Blogbeitrages kommt, ist der Wunsch nach Empathie des Gegenübers, bzw. dass meine Emotionen von meinem Gegenüber gesehen werden. Da finde ich den letzten Abschnitt, wo es um das Vorleben geht ganz wichtig. Man soll nicht von anderen erwarten, dass dein Gegenüber dir eine Art Katharsis von diesen Gefühlen gibt, sondern man soll sich eben selbst vor seine Probleme stellen und seine Gefühle anerkennen und dementsprechend die Situation lösen und nicht hoffen, dass es die anderen für dich tun.

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