Beschützende Macht mit Jemandem ...


gleich 'helfende Macht für Jemanden'

Immer wieder höre ich in meinen Seminaren für "Gewaltfreie Kommunikation" die folgende klassische Frage: "Was ist mit einem Vater, der seinen kleinen Sohn anschreit und mit aller Gewalt
festhält, so dass dieser blaue Flecken bekommt, damit der nicht auf die viel befahrene Straße rennt, um den Ball zurück zu holen ... "

Und immer wieder gebe ich die selbe klassische Antwort:
"Davon ausgehend, dass Gewalt auch Macht bedeutet, ist das was da der Vater mit seinem Sohn macht, "beschützende" Macht. Beschützende Macht MIT Jemandem. Mit dem KIND. Nicht "Macht gegen jemanden". Habe ich von Marshall Rosenberg übernommen :D, weil die Basis meiner Arbeit(en) die GewaltFreieKommunikation ist!"

Jetzt hat mir eine Dame auf LinkedIn eine weiterführende Frage gestellt: "Wenn ich das richtig verstehe, dann wäre in dem Beispiel die Gewalt des Vaters nicht GEGEN den Sohn gerichtet, sondern MIT ihm. Gleichzeitig tut er ihm sichtlich weh und schreit ihn auch an --- natürlich alles im Sinne für seinen Sohn. Könnte demnach 'beschützende Macht mit Jemandem' mit 'helfender Gewalt für Jemanden' gleichgesetzt werden?"

Eine sehr interessante Frage wie ich finde. Welche, aus meiner Sicht nicht so einfach zu beantworten ist. Ich versuche es dennoch. 

Zuerst gehe ich so vor, dass ich die Definition beider Begriffe recherchiere.

beschützend ist eine flektierte Form von beschützen.
    Bedeutungen:
        Gefahr von jemandem, etwas abhalten; [vor jemandem, etwas] schützen
    Herkunft:
        Ableitung zu schützen mit dem Präfix (Derivatem) be-

schützen
    Bedeutungen:
       verteidigen; vor negativen Veränderungen bewahren
        jemandem, einer Sache Schutz gewähren, einen Schutz [ver]schaffen

Der Vater "passt" also auf seinen Sohn auf, er "bewacht" ihn, seine Schritte und bewahrt ihn somit vor "negativen" Veränderungen. Er setzt also seine "beschützende" Macht ein, um seinen Sohn vor dem Überfahren zu bewahren!
Er verschafft ihm Schutz!

Ist das jetzt nun auch eine "helfende Macht für jemanden"?

helfend ist eine flektierte Form von helfen.
    Bedeutungen:
        jemandem durch tatkräftiges Eingreifen, durch Handreichungen oder                    körperliche Hilfestellung, durch irgendwelche Mittel oder den Einsatz seiner         Persönlichkeit ermöglichen, [schneller und leichter] ein bestimmtes Ziel zu            erreichen; jemandem bei etwas behilflich sein, Hilfe leisten

Und nu?
Ist das jetzt das Gleiche oder nicht?

Auf den ersten Blick könnte der eine oder andere dazu neigen zu sagen, dass
hat gar nichts miteinader gemein. Es ist nicht das Gleiche! Ich übringens auch.

Auf dem zweiten Blick, scheint es doch gleich zu sein.
Oder?

Jemandem durch TATKRÄFTIGES Eingreifen ...
... oder durch irgendwelche Mittel ...
... ermöglichen ...
... [schneller und leichter] ...
... ein BESTIMMTEST ZIEL zu erreichen.

Was genau ist das Ziel, die Motivation des Kindes?
Es will seinen Ball.
.
Aber sein Vater hält es doch davon ab.
Auf den ersten Blick hält er es davon ab!
Klar!
Auch auf den nächsten und auch auf den übernächsten Blick!
.
Und doch ermöglicht es der Vater seinem Filius, durch das Zurückhalten (tatkräftiges Eingreifen), leichter (ohne große Anstrenung, geschickter,
schnell und ohne Schwierigkeiten) sein persönliches Ziel zu erreichen.
Nämlich: "Ich will meinen Ball".
.
Somit kann ich, nach dem dritten Blick behaupten, dass
"beschützende Macht mit Jemandem gleichzusetzen ist mit "helfende Macht für jemanden".
.
Zumindest in diesem Besipiel!

(c) georg mouratidis

 

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