Nein-sager oder Ja-sager. Wer bringt mir mehr?
Letztes Jahr war ich bei einer großen Versicherung in Mannheim. Dort durfte ich mich (meine Person) und meine Arbeit (Dienstleistung) vorstellen.
Nach einer kurzen Weile sagte der Herr XY der mich eingeladen hat:"Das machen wir jeden Tag aber es funktioniert nicht."
Ich schaute ihn an - und da wir uns bereits kennen - fragte ich ihn:"Wie ehrlich darf ich antworten?"
Er deutete mir an, dass ich ganz offen sein darf!
"Bei allem nötigen Respekt" sagte ich ihm "das wage ich anzuweifeln! Denn wenn Sie es jeden Tag anwenden würden, dann bräuchten Sie mich nicht oder? Dann wäre ich nicht hier."
"Wie meinen Sie das?" fragte er mich!
"Nun, natürlich ändert sich nichts" antwortete ich ihm, "denn SIE ändern ja nichts. Nicht IHR Wording, also IHRE Formulierung, nicht IHR Verhalten und vor allem ändern Sie nicht IHRE HALTUNG!"
"Wissen Sie wie anstrengend es ist, wenn du jeden Montag mit einem langen Gesicht ins Meeting gehst und denkst ... schon wieder der oder der werden querschießen...Dieses ewige Nein-sagen, die Querulanten." sagte er zu mir.
Die anderen 3 Teilnehmer stimmten ihm zu!
"Wollen wir dieses Beispiel nehmen und schauen wie wir da evtl. eine gemeinsame Lösung finden?" fragte ich in die Runde.
Alle stimmten zu!
"Also Herr XY, können Sie mir sagen welches Ihr Bedürfnis ist, wenn Sie jede Woche so ein Meeting einberufen?"
Antwort: "Ich möchte halt unseren Kunden immer wieder etwas Neues anbieten!"
Ich: "Aha, ok. Was genau sagen die "Nein-Sager" dazu?"
"Schon wieder Überstunden. Wir arbeiten genung. Wo ist unsere Freizeit. Ich habe auch Familie, u.s.w"
Ich: "Ok, und was genau sagen die Befürworter!"
"Oh, mal wieder was Neues, interessant!"
Ich schrieb das alles auf das Flippchart.
"Ok" sagte ich "und jetzt möchte ich, dass wir für jede Gruppe ein "Hauptbedürfnis" ausmachen. Für Sie Herr XY, für die Nein-Sager und für die Ja-Sager".
"Also, was ist ihr HAUPTBEDÜRFNIS Herr XY?"
XY: "Den Kunden öfters was Neues bieten!"
"Ok, und jetzt die Nein-Sager!"
XY: "Das meistgenannte ist deren Freizeit. Sie wollen Ihre Freitzeit für sich haben!"
"Ok, und jetzt die JA-Sager!"
XY: "Interesse an was NEUES!"
"Ok" sagte ich "und jetzt bitte nennen Sie mir mögliche Strategien die ALLE DREI BEDÜRFNISSE erfüllt!"
Es gab keine Redepause und es floss nur so vor Vorschlägen....Wohlgemerkt, nicht von mir!
Wir kamen auf ca. 15 verschiedene. In Worten "FÜNFZEHN" Leute! Wenn man bedenkt, dass am Anfang meiner Vorstellung diese Menschen keine einzige Strategie (Lösung) sahen.
Dass auf die "Notorischen NEIN-Sager" verbal eingeschlagen wurde, er jeden Montag mit einem dicken Hals ins Meeting ging.
"So habe ich es gar nicht betrachtet" sagte mir XY.
"Nun, deshalb bin ich hier. Um Ihnen zu zeigen, dass es doch geht. Wenn man nicht verblendet ist - von nur einer (seiner) Lösung.
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Nein-Sager, Widerständler und notorischen Querulanten zuzuhören bedeutet Potenzial zur Verbesserung. Im Rahmen von Mehrheitsentscheidungen wird jedoch diesen Menschen häufig kein Raum gegeben. Wozu auch – die Entscheidung ist ja schon da und die Umsetzung kann beginnen. Ungehört bleiben die Nachteile, die die gewählte Lösung unter Umständen auch hat und die Optimierungsmöglichkeiten, zu denen "Nein-Sager" kreativ beitragen könnten, würde man sie konstruktiv mit einbeziehen. Und wir wissen inzwischen aus Erfahrung: Es gibt sehr viele Optimierungs-Ideen der „Querulanten“, gegen die auch aus Sicht der Befürworter der gewählten Lösung nichts spricht. Nicht umsonst gibt es in großen Unternehmen ein "Beschwerdemanagement". Und zwar nicht nur um Beschwerden aufzunehmen sondern gezielt evtl. Verbesserungen zu erkennen.
Menschen, die von einer Entscheidung betroffen sind, doch mit ihrer "Kritik" an der gewählten Lösungsidee nicht gehört werden, sind später oft diejenigen, die in das Projekt nicht ihr volles Potenzial einbringen. Diesen Verlust nehmen viele Teamleiter stillschweigend hin –Wie in meinem Beispiel zu sehen! Und das schon seit Jahren! Tag ein Tag aus. Und täglich grüßt das Mulrmeltier. Und wundern sich über das Resultat.
Nein-sagern zuzuhören bedeutet auch, das „Nein“ der Andeen zu respektieren Das erhöht den Erhalt der Gleichwertigkeit im Team und des Zugehörigkeitsgefühls. Der Umgang mit dem Nein ist ein bedeutsamer Aspekt der Team-Bildung.
(c) georg mouratidis
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