Die teuerste Lüge der Menschheit oder:
Was kostet der Mensch?
Heute habe ich mit meinem neuen Buch begonnen und ich möchte daraus etwas zitieren, weil ich der Ansicht bin dass das verbereitet gehört. UM nicht irgendwelche Rechte zu verletzen hier die Quellangaben.
GETÄUSCHT, VERTUSCHT, VERSCHWIEGEN: WIE POLITIKER UND KONZERNE DIE GEFAHREN DER ATOMKRAFT HERUNTERSPIELEN von SASCHA ADAMEK, erschienen 2011 im HEYNE-Verlag
Also. was kostet der Mensch?
Während in Japan Menschen an den Folgen der verheerenden Atomkatastrophe sterben, verändern sich in Deutschland die politischen Mehrheitsverhältnisse. Eine stets atomgläubige Kanzlerin unternahm den Versuch, unter dem Druck der Ereignisse kurz vor der wichtigsten Landtagswahl des Jahres in Baden-Württemberg zur Ausstiegskanzlerin zu mutieren. Sie verhängte ein Moratorium für die von CDU/CSU und FDP beschlossene Verlängerung der deutschen AKW-Laufzeiten um durchschnittlich zwölf Jahre. Sie sprach im Wahlkampf von Baden-Württemberg plötzlich von einem schnelleren Ausstieg unter Rot-Grün. Die Wähler glaubten ihr diese Camouflage nicht. Aber was folgt nun daraus?
Dieses Buch soll in der Debatte um das Wie und Ob des längst Totalaustiegs aus der Atomkraft einen Lügendetektortest für Politiker bieten: Ist die Botschaft von Fukushima tatsächlich in den Köpfen aller Parteien angekommen oder wird - wie nach Tschernobyl - trotzdem wieder mit den Atomkonzernen gekungelt?
Dieses Buch erzählt die Geschichte einer Technologie, an die unsere Industriegesellschaften jahrzehntelang wie an eine Religion glaubten. Und es beschreibt, wie aus dem Glauben Lügen wurden. Spätestens seit der Kernschmelze von Harrisburg 1979 hätte den Verfechtern dieser Energiegewinnungsform klar sein müssen, dass der Mensch diese Technologie nicht beherrschen wird, geschweige denn verstehen: Wochenlang haben wir ähnliche BIlder von den explodierten Meilern in Fukushima gesehen. Trotz der Selbstmordkommandos von Arbeitern und Feuerwehrleuten, die den Reaktor besprühten, meldeten Medien immer wieder schwarzen Rauch: >>Der Rauch über Block 3 stammt der japanischen Atomsicherheitbehörde zufolge aus dem Reaktorgebäude. Die Ursache sein unklar.<< Fassungslos lasen wir, dass Japan die Katstrophe anfänglich mit der Stufe 4 auf der 8-stufigen internationalen Skala von 0 bis 7 für Atomereignisse meldete. Stufe 4 beschreibt das Handbuch der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit wie folgt: >>Unfall - geringe Freisetzung: Strahlenbelastung der Bevölkerung etwa in der Höhe der natürlichen Strahlenbelastung.<< Erst nachdem Atomexperten in den USA und die französische Atombehörde den Reaktorunfall in Stufe 6 von 7 möglicher Atomunfällr einordneten (>>Schwerer Unfall - erhenliche Freisetzung: Voller Einsatz der Katastrophenschutzmaßnahmen<<), stufte Japan am siebten Tag der Katastrophr den Unfall von Stufe 4 auf lediglich 5 hoch: <<Ernster Unfall - begrenzte Freisetzung: Einsatz einzelner Katastrophenschutzmaßnahmen<<.
Wir hörten, dass das Trinkwasser in der Millionenmetropole Tokio für Babys zu radioaktiv sei, für Kleinkinder und Erwachsene jedoch nicht - aber was können wir überhaupt glauben? Erst exakt einen Monat nach der ersten Meldung über den nuklearen Notstand waren die japanischen Behörden bereit, die Vorgänge mit Stufe 7 als das zu melden, was sie sind: ein >>katastrophaler Unfall<<. Die Informationspolitik des demokratischen Staates Japan ist ähnlich desaströs wie einst die der Sowjetunion nach Tschernobyl. Und sie setzt das Leben Zehntausender Menschen aufs Spiel. Die Nuklearindustrie verhält sich weltweit wie ein Staat im Staat - wi eich in diesem Buch schildern werde - auch in Deutschland.
Die Verharmlosung hat selbst in der Katastrophe noch Methode. Die Atombefürworter aus den Konzernetagen sowie aus der Union und FDP verstummten nach anfänglichen Beschwichtigungsversuchen schnell - nicht zuletzt, wei sie ahnten, dass die schwarz-gelbe Atompolitik bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg 2011 abgestraft werden würde. Bei der Laufzeitverlängerung der Regierung Merkel ging es für die Energiekonzerne um viel Geld - bis zu 200 Milliarden zusätzlicher Gewinne konnten sie sich versprechen. Um dieses Ziel zu erreichen, waren die Propagandaabteilungen der Atomlobby 2010 noch einmal zur Hochform aufgelaufen. Sie warnten wie eh und je von Versorgungsengpässen für den Fall des Atomausstiegs, vor dem Niedergang des Industriestandorts Deutschlands und vor steigenden Strompreisen und der Klimaerwärmung.
Als Reaktion auf die Atomkatastrophe von Japan verkündete die Bundeskanzlerin aber ein dreimonatiges Moratorium der geplanten Laufzeitverlängerung - ein schönes Wort, das sich vom lateinischen Verb >>morari<< ableitet und nichts anderes als verzögern bedeutet. Dass Angela Merkel mit der Durschetzung der ohnehin verfassungsrechtlich umstrittenen Laufzeitverlängerung nun drei Monate warten wollte, hielten nach Umfragen auch vieler Bürger für ein reines Wahrkampfmanöver. Und Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle von der FDP gab das am Tag der ersten Explosion in Fukushima im erlauchten Kreis von vierzig Topmanagern von Deutschland wichtigsten Konzernen in der Zentrale des Bundesverbands der Deutschen Industrie sogur offen zu - allerdings war das nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Als über den Ticker die Meldung über das geplante dreimonatige Moratorium kam, machte sich große Unruhe insbesondere unter den Energiemanagern breit. Laut einem internen Protokoll, dass die Süddeutsche Zeitung veröffentlichte, verlangten die Manager eine Erklärung zu dem überraschenden Moratorium: >>Der Minister bestätigte dies und wies erläuternd darauf hin, dass angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen Druck auf der Politik laste und die Entscheidungen daher nicht immer rational seien.<<
Wir hörten, dass das Trinkwasser in der Millionenmetropole Tokio für Babys zu radioaktiv sei, für Kleinkinder und Erwachsene jedoch nicht - aber was können wir überhaupt glauben? Erst exakt einen Monat nach der ersten Meldung über den nuklearen Notstand waren die japanischen Behörden bereit, die Vorgänge mit Stufe 7 als das zu melden, was sie sind: ein >>katastrophaler Unfall<<. Die Informationspolitik des demokratischen Staates Japan ist ähnlich desaströs wie einst die der Sowjetunion nach Tschernobyl. Und sie setzt das Leben Zehntausender Menschen aufs Spiel. Die Nuklearindustrie verhält sich weltweit wie ein Staat im Staat - wi eich in diesem Buch schildern werde - auch in Deutschland.
Die Verharmlosung hat selbst in der Katastrophe noch Methode. Die Atombefürworter aus den Konzernetagen sowie aus der Union und FDP verstummten nach anfänglichen Beschwichtigungsversuchen schnell - nicht zuletzt, wei sie ahnten, dass die schwarz-gelbe Atompolitik bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg 2011 abgestraft werden würde. Bei der Laufzeitverlängerung der Regierung Merkel ging es für die Energiekonzerne um viel Geld - bis zu 200 Milliarden zusätzlicher Gewinne konnten sie sich versprechen. Um dieses Ziel zu erreichen, waren die Propagandaabteilungen der Atomlobby 2010 noch einmal zur Hochform aufgelaufen. Sie warnten wie eh und je von Versorgungsengpässen für den Fall des Atomausstiegs, vor dem Niedergang des Industriestandorts Deutschlands und vor steigenden Strompreisen und der Klimaerwärmung.
Als Reaktion auf die Atomkatastrophe von Japan verkündete die Bundeskanzlerin aber ein dreimonatiges Moratorium der geplanten Laufzeitverlängerung - ein schönes Wort, das sich vom lateinischen Verb >>morari<< ableitet und nichts anderes als verzögern bedeutet. Dass Angela Merkel mit der Durschetzung der ohnehin verfassungsrechtlich umstrittenen Laufzeitverlängerung nun drei Monate warten wollte, hielten nach Umfragen auch vieler Bürger für ein reines Wahrkampfmanöver. Und Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle von der FDP gab das am Tag der ersten Explosion in Fukushima im erlauchten Kreis von vierzig Topmanagern von Deutschland wichtigsten Konzernen in der Zentrale des Bundesverbands der Deutschen Industrie sogur offen zu - allerdings war das nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Als über den Ticker die Meldung über das geplante dreimonatige Moratorium kam, machte sich große Unruhe insbesondere unter den Energiemanagern breit. Laut einem internen Protokoll, dass die Süddeutsche Zeitung veröffentlichte, verlangten die Manager eine Erklärung zu dem überraschenden Moratorium: >>Der Minister bestätigte dies und wies erläuternd darauf hin, dass angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen Druck auf der Politik laste und die Entscheidungen daher nicht immer rational seien.<<
Die zahlreichen Lügen der Atomlobby werden in diesem Buch genauso entlarvt wie die Lügen der Politik - und das seit Tschernobyl und dem sogenannten rot-grünen Atomausstieg im Jahr 2000, der sich kaum zehn Jahre später als Überbrückungsmaßnahme für die deutsche Atomindustrie und ihre Jahrzehnte alten Reaktoren entpuppt hat. Vor allem soll anhand konkreter Beispiele des >>Normalbetriebs<< eins AKW's sowei erfolgter Katastrophen eine Rechnung aufgestellt werden, die die Atombranche weltweit scheut: Was kostet uns diese Energie wirklich? Und wer profitiert?
Wer die Debatten von Ökonomen, Poltikern und Verbraucherschützern über den Ausstieg in den vergangenen Monaten verfolgt, konnte beinahe den Eindruck bekommen, es gehe in dieser Frage nur um den Strompreis von Privathaushalten und Industrie, um Arbeitsplätze und den Industriestandort Deutschland. Der Preis, den Menschen für die >>friedliche Nutzung der Kernenergie<< zahlen, ist aber nicht nur finanzieller Natur - denken wir an die Milliardensubventionen für die Atomwirtschaft. Hunderttausende Menschen haben bereits mit der Zerstörung ihrer Gesundheit zahlen müssen.
Im nicht nuklearen Alltagsleben lassen sich Angriffe auf die körperliche Unversehrtheit sogar in Zahlen ausdrücken: Für den Verlust einer Milz billigte das Landgericht Aachen einer Messerstecherei ein Schmerzensgeld von 9200 Euro zu. Für ein Auge berechnete das Oberlandesgericht Zweibrücken 30 000 Euro Schmerzensgeld; ein Arm war dem Landgericht Arnsberg 45 000 Euro, ein Bein dem Oberlandesgericht Hamm 125 000 Euro wert. In den USA hätten solche unverschuldeten Organ- und Extremitätenverluste die Opfer zu Dollarmillionären gemacht. Aber der Verlust von Lebensqualität finanziell auszudrücken, ist nicht nur eine sehr willkürliche Angelegenheit, sondern folgt - global gesehen - aüßerst unterschiedlichen Krieterien. Den was ist der Preis für ein Menschenleben?
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